In der Zentrale des Überwachungssystems

Januar 2020: Das Ministerium für Staatssicherheit (MfS bzw. Stasi) übernahm in der DDR umfassende Überwachungsaufgaben als Nachrichtendienst und Geheimpolizei. Etwa 91.000 Menschen arbeiteten 1989 hauptamtlich für das MfS, dazu kamen bis zu 189.000 inoffizielle Mitarbeiter. Die Zentrale nahm einen ganzen Häuserblock ein. Haus 1 ist heute das Stasimuseum, in dem das Repressionssystem in einer eindrucksvollen Dauerausstellung vorgestellt wird. Eine SMARTis-Gruppe aus dem David Friedländer Haus hat sich auf eine Zeitreise in die deutsch-deutsche Geschichte begeben.

Den Wert heutiger Freiheit vor Augen geführt

Zumindest für unsere Gruppe war die DDR bis dato „Geschichte“ – nur ein Teilnehmer wurde vor dem Mauerfall vor 30 Jahren geboren, allerdings 1988, zu spät für eigene Erinnerungen an diese Zäsur. Umso interessanter waren die Ausführungen des in der DDR aufgewachsenen Guides. Nach Fakten und Fallbeispielen beim Rundgang durch die sehenswerte Ausstellung – sie stellt neben Entwicklung und Organisation auch zahlreiche Opfer und Agenten des MfS vor –  berichtete er bei einer Kaffeepause in einem originalgetreu erhaltenen Besprechungsraum auch aus seinem eigenen Leben.

Sein persönliches Zeugnis war zwar nicht das von manchem SMARTi erwartete „Dissidentenschicksal“, sondern die Erfahrung eines Kindes, das nicht verstehen konnte, warum es die „im Westen“ lebenden Großeltern niemals besuchen konnte, und das von seinen Eltern belogen wurde, weil sie ihm nicht erklären konnten, dass seine Mutter die Genehmigung für einen solchen Besuch nur unter der Bedingung bekommen hatte, weil er, quasi als Pfand, in der DDR blieb. Dass Reise- und Redefreiheit keine Selbstverständlichkeiten sind und ihre Einschränkung jedes Leben nachhaltig verändert – nicht nur das der Kritiker und Gegner – wird freilich durch ein solches Kindheitserlebnis ganz besonders offenbar.

Beklemmende Einblicke in ein totalitäres System

Bleibenden Eindruck hinterließ auch der Besuch des original erhaltenen Arbeitszimmers Erich Mielkes. Wo der über 40 Jahre amtierende, berüchtigte Minister für Staatssicherheit (1957-1989) unmenschliche Entscheidungen getroffen hat, scheint die Zeit stillzustehen und ein Hauch des Kalten Krieges überdauert zu haben. Das Interesse der SMARTis war nach rund 90 Minuten Tuchfühlung mit einem System, in der es oft nicht möglich war, engsten Bekannten zu vertrauen, keinesfalls erschöpft: Im Frühjahr ist ein Filmabend („Das Leben der Anderen“) im David Friedländer Haus geplant, wiederum mit einem Zeitzeugen, diesmal mit Dissidentenbiographie.