Sorgenfrei studieren mit Stipendium
18. Februar 2021: Studienfinanzierung ist eine Herausforderung – besonders in Corona-Zeiten. Deswegen lohnt es sich gerade ganz besonders, über ein Stipendium als Alternative zu BAföG-Anträgen oder Nebenjobs nachzudenken. Und: Nein, das ist nicht nur eine Möglichkeit für Hochbegabte oder Promovierende. Tatsächlich ist das Angebot groß und für (fast) jede/n gibt es passende Förderungsprogramme. Wir verraten, wie Du einen Überblick bekommst und Dich erfolgreich bewirbst.
Die Stipendienlandschaft: So vielfältig, dass für (fast) alle etwas dabei ist!
Es gibt in Deutschland – und das ist nur eine Schätzung – etwa 2.000 Institutionen, die ein oder mehrere Stipendien vergeben. Die bekanntesten sind die Programme der 13 Begabtenförderungswerke und das Deutschlandstipendium. Daneben gibt es viele regionale oder fachgebundene Angebote, die z.B. von Hochschulen, Unternehmen, Vereinen oder Stiftungen ausgeschrieben werden.
Die vom Bund finanzierten Begabtenförderungswerke stehen stets einer Partei, einer Konfession oder Wirtschaftsgruppe nah – neutral positioniert sich lediglich die Studienstiftung des deutschen Volkes. Das heißt nicht, dass man für ein Stipendium der Konrad-Adenauer-Stiftung Mitglied der CDU sein muss oder für Erfolg bei der Hans-Böckler-Stiftung Gewerkschaftsmitglied. Du solltest Dich aber informieren, für welche Werte und Interessen eine Stiftung steht – einerseits, um zu checken, ob sie zu Deiner Haltung passen, andererseits, um in Deiner Bewerbung darauf eingehen zu können.
Begabtenförderungswerk | Art |
---|---|
Avicenna-Studienwerk | konfessionsnah (muslimisch) |
Cusanuswerk | konfessionsnah (katholisch) |
Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerk | konfessionsnah (jüdisch) |
Evangelisches Studienwerk Villigst | konfessionsnah (evangelisch) |
Hanns-Seidel-Stiftung | parteinah (CSU) |
Heinrich-Böll-Stiftung | parteinah (Bündnis 90/Die Grünen) |
Friedrich-Ebert-Stiftung | parteinah (SPD) |
Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit | parteinah (FDP) |
Konrad-Adenauer-Stiftung | parteinah (CDU) |
Rosa-Luxemburg-Stiftung | parteinah (Die Linke) |
Hans-Böckler-Stiftung | wirtschaftsnah (DGB) |
Stiftung der Deutschen Wirtschaft | wirtschaftsnah (Arbeitgeber) |
Studienstiftung des deutschen Volkes | unabhängig |
Als Stipendiat*in eines Begabtenförderungswerks richtet sich der Förderungssatz während des BA- oder MA-Studiums nach der Höhe des BAföG-Anspruchs plus einer Studienkostenpauschale (Februar 2021: 300 Euro). Dazu kommen evtl. Zuschüsse für Kranken- und Pflegeversicherung oder Kinderbetreuung. Das heißt: Kann Deine Familie Dich finanzieren, wirst Du ins Programm aufgenommen, bekommst aber lediglich die Studienkostenpauschale. Nur ein Promotionsstipendium wird unabhängig von den familiären Vermögensverhältnissen berechnet. Wichtig ist außerdem: Das Geld muss nicht (wie beim BAföG anteilig) zurückgezahlt werden und ist steuerfrei. Neben finanziellem Support kommst Du in den Genuss der sogenannten „ideellen Förderung“. Das sind z.B. Weiterbildungsmöglichkeiten (Seminare, Tagungen, Schulungen), Networking (auch als Alumni) und Betreuung durch Vertrauensdozent*innen.
Um Chancen bei einem Begabtenförderungswerk zu haben, musst Du an einer staatlich anerkannten Hochschule für einen Erst- oder Aufbaustudiengang immatrikuliert sein und in Deiner Bewerbung neben Anschreiben und Lebenslauf auch ein Motivationsschreiben einreichen (mitunter wird zusätzlich um Empfehlungsschreiben gebeten). Du bist keine EU-Bürger*in? Es gibt Kontingente für Studierende aus Nicht-EU-Ländern – informiere Dich dazu direkt. Schaffst Du es in die Auswahlrunde, erwarten Dich Einzel- und Gruppengespräche. Oft wirst Du auch gebeten, einen Vortrag zu halten, den Du natürlich vorher vorbereiten kannst.
Weniger hoch dotiert, dafür unkomplizierter zu beantragen, ist das Deutschlandstipendium. Es wird direkt von den Hochschulen vergeben und sichert Dir monatlich 300 Euro (Stand: Februar 2021) plus „ideelle Förderung“. Ob Deine Hochschule das Programm anbietet, kannst Du auf deren Website oder hier herausfinden.
Neben diesen Top 14 gibt es reichlich bisweilen kaum bekannte regionale und fachgebundene Stipendiengeber. Bei diesen sind die Chancen – wenn Du ins Profil passt – oft sogar weitaus größer. So gibt es für technisch-naturwissenschaftliche Fächer die Stiftung Industrieforschung oder das betriebswirtschaftliche Schmalenbach-Stipendium. Länder, Kommunen, Hochschulen und Vereine fördern ebenfalls vielfach mit eigenen Programmen. Es gibt sogar Programme für absolute Nischenfächer (die Top 10 der „skurillsten Stipendien“ findest Du hier). Andere Stipendien fördern Auslandsaufenthalte, etwa das ERASMUS-Programm für Praktika und Auslandssemester in der EU oder das Fulbright Stipendium für die USA. Eine interessante Option ist auch das Online-Stipendium von e-fellows.net, das direkt auf der Website beantragt werden kann und Dir viele geldwerte Vorteile, ein exklusives Netzwerk und Zugang zu spannenden Events sichert.
Die Qual der Wahl! So findest Du heraus, was zu Dir passt
Das breite Angebot heißt: Es gibt für ganz unterschiedliche Lebensentwürfe und Begabungen passende Programme. Umso schwerer ist es, den für Dich infrage kommenden Stipendiengeber zu finden. Einen komfortablen Überblick bietet Dir e-fellows.net über ihre Datenbank mit Filterfunktion. Darüber hinaus gibt es auf der Plattform eine offene Community, in der Du Dich austauschen kannst. Meistens kannst Du Dich auch an der Hochschule (z.B. Studienbüro, Studentenwerk), vielleicht auch bei der Gemeinde- oder Stadtverwaltung, individuell beraten lassen.
Du hast eine erste Auswahl getroffen? Nun solltest Du Dich auf den Websites der Stipendiengeber noch einmal ganz genau informieren, welche Profile gefördert werden und abgleichen, was Du davon mitbringst. Neben Noten geht es um Deine Biographie, Interessen, Talente, besondere Erfahrungen, Engagement und berufliche Ziele. Fast immer gibt es dazu ein „Mission Statement“, also ein Leitbild mit einer ausformulierten Zielsetzung. Sie umfasst bestimmte Werte und nennt Gruppen oder Studienrichtungen, die vorrangig gefördert werden sollen. So haben z.B. weibliche Studierende künstlerischer Fächer mit Migrationshintergrund besonders gute Chancen bei der Friedrich-Ebert-Stiftung. BWL’ler, die ein Start-up mit sozialem Impact planen, passen gut zur Stiftung der Deutschen Wirtschaft, die „unternehmerisches Denken und Handeln in gesellschaftlicher Verantwortung“ sowie „Gemeinsinn“ fördern möchte. Auch hier gilt, wie bei Partei- oder Konfessionszugehörigkeit: Du musst nicht alle Kriterien erfüllen, es steigert aber Deine Chancen. Vor allem: Wenn Du zu den genannten Gruppen gehörst, solltest Du es in Deiner Bewerbung natürlich unbedingt hervorheben.
Der Schlüssel zum Erfolg? Richtig bewerben und vorbereiten
Du hast gründlich recherchiert und das zu Dir passende Programm identifiziert? Nun heißt es, Anschreiben, Lebenslauf und Motivationsschreiben so zu formulieren, dass das auch anderen sofort klar wird. Es gibt keinen Standard, sondern Du orientierst Dich am Leitbild der Organisation. Wichtig ist, nicht einfach deren Werte zu wiederholen und Dich mit ihnen zu identifizieren, sondern an konkreten Beispielen zu zeigen, wie Du bisher für sie eingestanden bist. Lass Dich nicht von Schlagwörtern wie „Begabung“, „Engagement“, „gesellschaftliche Verantwortung“ und „Leistungsstärke“ abschrecken. Jede*r hat Talente, die sich nicht immer in Noten spiegeln. Du engagierst Dich, wenn Du Nachhilfe gibst, Dich um jüngere Geschwister kümmerst, Trainer im Sportverein bist, Schulpartys oder Freizeiten organisierst oder einen Blog betreibst. Gesellschaftliche Verantwortung übernimmst Du als Mitglied einer Partei oder gemeinnützigen Organisation, indem Du auf Fleisch oder Flugreisen verzichtest, (Kleider) spendest oder für Senioren einkaufst. In jedem Fall solltest Du in Deiner Bewerbung offen sein und z.B. auch Hindernisse auf Deinem Weg erwähnen, die Du erfolgreich gemeistert hast – vor allem, wenn sie ein Grund sind, warum Du vielleicht einmal länger gebraucht oder keine Bestnote erreicht hast.
Wir empfehlen außerdem, Dir einen Mentor zu suchen, der Deine Unterlagen gegenliest und Dich bei der Vorbereitung auf das Auswahlseminar unterstützt. Bestenfalls ist die Mentorin selbst Stipendiatin im fraglichen Programm. Du kannst z.B. über entsprechende Communities oder Social Media (z.B. Hochschulgruppen) jemanden finden und solltest keine Hemmungen haben, proaktiv Kontakt aufzunehmen – in den meisten Fällen wird man Dir gerne helfen!
Hat Deine Bewerbung Erfolg, wirst Du zu einem Auswahlseminar eingeladen. Auch auf diese letzte Etappe auf dem Weg zum Stipendium bereitest Du Dich gut vor. Einen geforderten Vortrag übst Du vor Probepublikum und lässt Dir Fragen stellen. Du reist unbedingt rechtzeitig an, um nicht unter Zeitdruck zu geraten. In den Einzelgesprächen präsentierst Du Dich offen und gehst von einer wohlwollenden Auswahlkommission aus. Und wenn Du mal eine Frage nicht beantworten kannst, fällt Dir bestenfalls ein schlüssiger Grund dafür ein. Jetzt sollte hoffentlich nichts mehr schiefgehen! Und selbst wenn: Eine Absage ist kein Weltuntergang. Du analysierst die Schwächen des letzten Versuchs und unternimmst einen weiteren.
Fazit: Nimm Dir Zeit!
Bis hierhin sollte klargeworden sein: Die Chancen steigen, je mehr Zeit in Recherche und Vorbereitung investiert wird. Aber dieses Investment lohnt sich, nicht nur materiell! Du wirst Teil eines oft lebenslang wertvollen Netzwerks, erhältst professionelle Beratung, Weiterbildungsmöglichkeiten, die Chance auf Auslandsaufenthalte und ein Gütesiegel für den Lebenslauf. Also, worauf wartest Du noch?