Offline Alone. Für Einsteiger

22. April 2020: Seit rund einem Monat leben wir in der „Corona-Zeit“. Zu den Charakteristiken dieser neuen Epoche gehört: Alles, was bisher sportlichen, kulturellen oder geselligen Zeitvertreib bot, entfällt. Auch die Prämisse „Social Distancing“ verändert das Leben massiv. Das Internet, das schon zuvor wesentlicher Teil Deines Tages war, spielt inzwischen die Hauptrolle: Entertainment, Social Life, News und Wissen gibt es über den Screen. Kreative Köpfe haben in Windeseile neue, spannende Formate entwickelt, die das unendliche Angebot bereichern. Lesen, Hören und Schauen – fast alles läuft über das Device. Die Kehrseite: Zuviel Bildschirmzeit schadet nicht nur den Augen. Auch andere Bedürfnisse kommen zu kurz. Für Dein physisches und psychisches Wohlbefinden sind Screen-Breaks essentiell – aber gar nicht so einfach! Wer Sehnsucht nach Offline-Zeit hat, aber keine Ideen, erhält in dieser „Anleitung für Einsteiger“ Anregungen für kreative, geistreiche, aktive und entspannende Aktivitäten.  

Kreative Beschäftigungen machen glücklich!

„Kreativität ist die Intelligenz, die Spaß hat.“ Albert Einstein hatte Recht: Wer als Erwachsener seine Phantasie lebendig hält und etwas Eigenes (er-)schafft, fühlt das, was Sigmund Freud „Sublimation“ nannte, eine besondere Form der emotionalen Befriedigung. Die meisten von uns werden zwar weder wie Einstein die Physik noch wie Freud die Psychologie revolutionieren. Das ist aber auch nicht nötig: Die Ergebnisse Deiner kreativen Aktivitäten müssen keine Preise gewinnen, um Dich zu erfüllen. Die Bandbreite der Möglichkeiten ist enorm:

Du könntest über Deine Situation in der Corona-Zeit ein Tagebuch führen, sie in Form von Anekdoten bzw. Kurzgeschichten dokumentieren oder wie Peter aus unserem Alphons Silbermann Haus in Köln poetisch verarbeiten.

Die Schrift kann übrigens Teil Deines Kunstwerks sein, wenn Du sie klassisch auf Papier bringst. Handlettering, bei dem Buchstaben und Zeichen besonders gestaltet werden, ist absolut angesagt – entsprechend groß ist das Angebot an Büchern, Guides und Starter-Sets. Handlettering macht zudem nicht nur Dich glücklich, sondern auch die Empfänger Deiner selbstgestalteten Grußkarten!

Aus ähnlichen Gründen erfreut sich auch das, was bei Oma unter dem Oberbegriff „Handarbeit“ lief, enormer Beliebtheit. Nähen, Stricken und Häkeln sind auch bei Deiner Generation en vogue. Inspiration, Muster und Material findest Du im Netz, alles andere passiert offline. Es fühlt sich großartig an, auf die Frage nach dem Hersteller Deines neuen Accessoires stolz auf sich selbst zu zeigen oder einen lieben Menschen mit etwas Selbstgemachtem zu überraschen – und es ist tatsächlich leichter als gedacht, versprochen!

Klassische kreative Beschäftigungen sind Malerei und Musik. Zwar brauchen diese Künste jahrelange Übung, um damit vor Publikum zu glänzen, wie Hannah aus dem Berend Lehmann Haus Essen. Es ist trotzdem nie zu spät, um ein Instrument zu lernen oder der Stimme beim Singen freien Lauf zu lassen. Letzteres ist ein echter Trend, davon zeugen nicht zuletzt TikTok und zahlreiche Großevents. Massenkaraoke ist zurzeit keine Option, aber Singen, und sei es unter der Dusche, tut trotzdem gut – und wer eine Gitarre zur Hand hat, kann mit ein paar Akkorden schnell eine passable Begleitung einstudieren. Wenn Du Pinsel oder Stift bevorzugst, gibt es eine Fülle von Hilfsmitteln, die das Vergnügen sogar steigern können. Ob Malen nach Zahlen, mit Schablonen, Schatten oder wie Anne-Sophie aus dem Lilli Jahn Haus mit einem Mandala-Buch – auch hier gibt’s Infos und Equipment online, den Rest machst Du abseits des Screens.

Die meisten kreativen Beschäftigungen bringen es zudem mit sich, dass Du Dich ohne großen Fokussieraufwand voll und ganz auf sie konzentrierst. Du vergisst nicht nur die Zeit, sondern bekommst den Kopf frei von allem anderen – darum sind kreative Beschäftigungen immer auch entspannend!

Entdecke die Schönheit der Natur!

„Keiner schöner Land in dieser Zeit“ heißt es im bekannten Volkslied, das uns nach dieser Feststellung zum abendlichen Beisammensein „unter Linden“ aufruft. Auf gesellige Zusammenkünfte müssen wir einstweilen verzichten, können aber trotzdem die Natur genießen, die in diesen Frühlingswochen ganz unbeeindruckt von den Sorgen der Menschheit ihre volle Pracht entfaltet.

Ein ausgedehnter Spaziergang oder eine Wandung abseits frequentierter Wege – unser Tutor Sebastian aus Frankfurt hat es gerade vorgemacht – verspricht wahre Augenfreuden angesichts blühender oder ausschlagender Bäume und bringt Körper und Geist ins Gleichgewicht.

Der Wille ist da, aber Dir fehlt der Weg? Auf Komoot findest Du die passende Route in Deiner Umgebung, übrigens auch, wenn Du Joggen oder Radfahren möchtest.

Über die Vorzüge der letztgenannten Aktivitäten ist zuletzt viel berichtet worden, und wer vor die Tür geht, kann das Gefühl bekommen, dass inzwischen jede/r „laufen geht“. Mit gutem Grund: Das vielbeschworene „Runner‘s High“ wird zwar meistens erst nach langem Training mit extremer Belastung erreicht. Erfolgserlebnisse und das erfüllende Gefühl nach physischer Belastung gibt’s aber schon nach wenigen Trainingsrunden – zumindest, wenn Du Anfängerfehler vermeidest. Beim Radfahren bleibst Du ebenfalls fit und kannst zudem weitaus längere Strecken „erfahren“. Die Ausstattung ist aber, wenn es Spaß machen soll, ungleich teurer.

Kochen (er-)füllt nicht nur den Magen

Bis vor Kurzen dürften viele von Euch nur gelegentlich selbst gekocht haben. Warum auch? Das Essen in der Mensa war gut und günstig, außerdem wurde an jeder Ecke passables Streetfood angeboten. Corona-Zeit heißt aber auch: Zuhause essen. Und das bedeutet für alle Single-Haushalte: Selbst kochen. Die ersten Wochen ließen sich mit den bisher erprobten Standards überbrücken, vielleicht haben auch Fertiggerichte zur Sättigung beigetragen.

Inzwischen dürfte Sehnsucht nach etwas Abwechslung auf dem Speiseplan entstanden sein – und das ist die Chance auf eine Erkenntnis, die Deine Einstellung zur Küche für immer verändern wird: Kochen kann zum Selbstzweck und zur Quality Time werden. Gemüse putzen und vorbereiten, Kräuter und Gewürze vermengen, nebenbei ein Glas Wein oder ein Bier trinken, umrühren, abschmecken – man könnte fast sagen, der Weg sei das Ziel, aber natürlich sollt ihr nicht auf das Ergebnis verzichten. Rezeptideen für Deine Generation gibt’s z.B. auf ze.tt; auch der Blick jenseits der Sprachgrenze lohnt sich, ebenso wie die Anschaffung eines Kochbuchs, z.B. aus diesen Top Ten.

Entspannung pur: Runterkommen mit diesen Ideen

Eigentlich erübrigt sich dieser Punkt. Die meisten der hier vorgestellten Ideen sind auch hervorragende Möglichkeiten, sich zu entspannen. Wir haben also bestenfalls noch ein paar Ergänzungen. Ein gutes Buch zum Beispiel. Wer zur Entspannung liest, greift gerne zu einem Fantasy-Roman oder Trash-Literatur. Auch Krimis bieten sich an. Trotzdem ist jetzt eine perfekte Gelegenheit, die Lektüre einiger Klassiker nachzuholen, die oft viel kurzweiliger sind als es ihr Ruf verheißt, der ihnen aus Schulzeiten vorauseilt. Mitunter steckt in der sogenannten „großen Literatur“ neben einem intelligenten Blick auf die Welt und die Menschen überraschend viel Humor.

Geradezu meditativ kommst Du beim Puzzlen zur Ruhe. Schon während der Vorbereitung für ein 1.000-Teile Puzzle, wenn Du nach Farben oder Randteilen sortierst, gerätst Du in eine Art Tiefenentspannung, die mit einem Glas Wein und passender Musik komplettiert werden kann. Die Stunden vergehen bei dieser Beschäftigung im Flug und garantiert mit einem Corona-freien Kopf!

Die zurzeit oft klaren Nächte laden mangels Nightlife zum „Sternegucken“ ein. Der Blick in den Nachthimmel, in die Weite des Universums, ist nicht nur für Hobby-Astronomen eine bereichernde Erfahrung. Auch nach vielen Wiederholungen verliert die Milchstraße nichts von ihrem Zauber. Jetzt, da keine Gespräche mit der Gruppe ablenken, können endlich Sternbilder entdeckt und nach Sternschnuppen Ausschau gehalten werden.

Auch klassische Meditation ist nach einem Tag vor dem Bildschirm eine gute Möglichkeit, um abzuschalten. Mitunter braucht es aber eine angenehme Stimme oder ein Mantra, um die eigenen Gedanken aus dem Kopf zu verbannen.