Impf Dich! Key Facts über Covid-19-Impfstoffe

23. Juni 2021: Die Impfkampagne in Deutschland läuft auf Hochtouren, die Priorisierung ist gefallen, aber der Stoff ist immer noch knapp. Neben vielen Menschen, die bisher keinen Termin bekommen haben, stehen andere, die noch unsicher sind, ob sie sich eines der vier zugelassenen Vakzine spritzen lassen sollen. Im Digital SMARTis Club hat ein Team von „Impf Dich! Impfaufklärung in Deutschland e.V.“ umfassend über die Funktion des Immunsystems und die Wirkmechanismen der Impfstoffe informiert. Wer die Session verpasst oder nicht mitgeschrieben hat, findet hier den Überblick!

So funktioniert Dein Immunsystem

Keine Sorge, wir rekapitulieren nicht den Bio-Unterricht und fassen uns kurz: Jeder Krankheitserreger trifft im Körper auf Abwehrmechanismen, die ganz unterschiedlich funktionieren – einige sind angeboren, andere sind erworben. Die Erstgenannten sind unspezifisch, also nicht auf einzelne Eindringlinge ausgerichtet (z.B. Fresszellen, antibakteriell wirkende Enzyme). Letztere wurden erst durch Kontakt mit Erregern ausgebildet und wirken entsprechend als Spezialwaffe gegen genau diesen Schädling. Zu diesen spezifisch erworbenen Immunzellen bzw. Antikörpern gehören die B- und T-Lymphozyten. Zusätzlich zur Ausbildung von Antikörpern entwickeln sich Gedächtniszellen, die einen bestimmten Erregertyp fortan schnell identifizieren können, woraufhin umgehend die Produktion von Antikörpern einsetzt und die Abwehr in Stellung gebracht wird.

Bei einer Infektion mit SARS-CoV-2 (aka Corona-Virus) – oder auch mit anderen Viren - passiert Folgendes: Die Erbinformationen (mRNA) des Virus werden in das Plasma unserer Zellen übertragen. Anhand dieser „Bauanleitung“ stellt die Zelle ab sofort weitere Viren her und die Erreger breiten sich aus. Nun setzt die unspezifische Abwehr ein und baut die schädlichen Viren ab, um die Ausbreitung wieder einzudämmen. Parallel bilden sich Antikörper als spezifische Immunzellen gegen das SARS-CoV-2-Virus aus, die bei erneutem Erregerkontakt dafür sorgen, dass es zu keiner Virusvermehrung kommt.

Wirkmechanismen der Covid-19-Impfstoffe

Herkömmliche Impfstoffe nutzen abgeschwächte oder tote Erreger, um die beschriebene Immunreaktion zu provozieren, bei der Antikörper und Gedächtniszellen ausgebildet werden. In den letzten gut hundert Jahren hat sich diese Form der Immunisierung für viele Krankheiten bewährt. Gegen andere konnte jedoch trotz langjähriger und aufwändiger Forschung kein Impfstoff entwickelt werden. Bereits lange vor der Corona-Pandemie wurde daran gearbeitet, das durch Gentechnik entschlüsselte Erbgut von Krankheitserregern zu verwenden, um mit einer unschädlichen Version die Immunisierung vorzunehmen. Gelungen ist das z.B. für das Ebolavirus – und zuletzt mit großem Erfolg gegen das SARS-CoV-2-Virus. Alle in Deutschland zugelassenen Covid-19-Impfstoffe nutzen für die Immunisierung den Bauplan für ein charakteristisches Merkmal des Erregers: das Spike-Protein. Es stellt nur einen Teil der Struktur des Virus dar und ist unabhängig vom übrigen Teil für unseren Körper unproblematisch. Das Immunsystem stellt jedoch spezifische Antikörper und Gedächtniszellen für dieses Protein her, die im Fall des Kontakts mit dem Virus die Abwehr mobilisieren, so dass es nicht zu einer Ausbreitung im Körper (= Krankheitsausbruch) kommt. Der Unterschied zwischen den sogenannten mRNA-Impfstoffen und den Vektorimpfstoffen besteht darin, dass erstere die mRNA des Spike-Proteins in einer Fetthülle „verpacken“, in welcher dieser Bauplan sicher ins Zellplasma transportiert wird, wo dann der Nachbau stattfindet, der die darauffolgende Immunabwehr provoziert. Bei den Vektorimpfstoffen gelangt zunächst die DNA des Spike-Proteins in harmlosen Adenoviren – die als „Vektor“ bzw. Transporter fungieren - in den Zellkern. Dort wird die mRNA hergestellt und ins Plasma übertragen, wo anschließend dieselbe Reaktion stattfindet.

Was soll’s sein? Die zugelassenen Vakzine

Aktuell sind in der EU vier Impfstoffe zugelassen: Die Produkte der Hersteller BioNtech/Pfizer und Moderna sind mRNA-Impfstoffe – Johnson&Johnson und AstraZeneca bieten Vektor-Vakzine. Alle schützen sehr zuverlässig vor schweren Verläufen einer Covid-19-Erkrankung. In den bisherigen Studien bieten die mRNA-Impfstoffe einen etwas besseren Schutz vor einer Infektion. Auch werden die Vektorimpfstoffe aufgrund der sehr seltenen Nebenwirkung einer Sinusvenenthrombose aktuell erst ab 60 Jahren empfohlen. Häufig auftretende Nebenwirkungen sind Schmerzen an der Einstichstelle, Abgeschlagenheit und Fieber. Diese Reaktionen sind aber harmlos und dauern in der Regel höchstens ein paar Tage. Antworten auf häufig gestellte Fragen zur Covid-19-Impfung bietet diese Übersicht. Auch in diesem Flyer kannst Du Dich informieren.

Und die Risiko-Nutzen-Abwägung? Eindeutig!

Die rasante Entwicklung der Impfstoffe und die seit Ende 2020 laufende größte Impfkampagne in der Geschichte der Menschheit stoßen einerseits auf Beifall, andererseits führen sie zu Verunsicherung. Es kursieren zahlreiche Mythen und Fehlinformationen – wie immer, wenn es in der Vergangenheit neue, bahnbrechende Technologien und Erfindungen gegeben hat. Eisenbahn, Automobil, Telefon – und auch medizinische Fortschritte – waren für viele Menschen zunächst „Teufelszeug“, haben sich aber langfristig durchgesetzt und bewährt. Mit dem Paul-Ehrlich-Institut und dem Robert-Koch-Institut – benannt nach zwei Medizinern und Forschern, die wesentlich zum Verständnis von Krankheitserregern und ihrer Bekämpfung beigetragen haben – beschäftigen sich zwei staatliche Behörden umfassend mit der Sicherheit der Impfstoffe und informieren transparent. Deren Einschätzung lässt keinen Zweifel zu: Selbst die Menschen, die aufgrund ihres Alters und ihrer Konstitution nur ein sehr geringes Risiko haben, schwer und/oder langfristig an Covid-19 zu erkranken, sollten sich impfen lassen. Denn selbst dieses geringe Risiko ist weitaus größer, als durch einen der Impfstoffe einen nachhaltigen Schaden zu erleiden.